Motivation im Fitness- und Kraftsport
Durch meine langjährige Erfahrung als Personaltrainer und vor allem auch meine eigenen Erfahrungen im Sport habe ich gelernt, dass das wichtigste Mittel zum Erfolg Motivation ist. Das klingt jetzt natürlich total oberflächlich, offensichtlich und wie aus einem schlechten Werbeclip, aber wenn man verstanden hat wie man Motivation gezielt nutzen kann und umwandelt von einem äußeren Einfluss zu einer inneren Überzeugung, kann man wirklich nachhaltigen Erfolg erzielen.

Trockene Grundlage
Zuerst müssen wir aber erst einmal die theoretischen Grundlagen hinter der Motivation verstehen. Was treibt uns an und wer ist eigentlich dieser Schweinehund von dem alle reden? Wir müssen bei der Persönlichkeit anfangen. Nach Atkinson (1957) unterscheiden Menschen sich im Sport vor allem in zwei Lager. Menschen die Hoffnung auf Erfolg (HE) haben und Menschen die Angst vor Misserfolg (AME) haben. Diese Motive werden als implizite Motive verstanden. Das bedeutet sie werden von der Person selbst nicht wahrgenommenn, werden in früher Kindheit entwickelt und können spontanes sowie überdauerndes Verhalten vorhersagen. (Spangler, 1992)
Erfolgsmotivierte Personen unterscheiden sich durch ihre realistische Aufgabenwahl (mittelschwere Aufgaben) von misserfolgsängstlichen Personen, die eher zu leichte oder zu schwere Aufgaben wählen. Ihre Motivation ist nach dem Risikowahl-Modell bei einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 50 % am höchsten. Hier haben sie das Gefühl, durch Anstrengung die Aufgabe erfolgreich lösen zu können und Rückschlüsse auf ihre Fähigkeit zu erlangen.
Misserfolgorientierte Personen neigen dazu davon angetrieben zu sein Misserfolg zu vermeiden. Sie haben oft Angst davor den fehlenden Erfolg auf eigenes Versagen und das Fehlen eigener Fähigkeiten zurückzuführen. Deshalb wählen sie oft entweder leichte Aufgaben mit einer sehr hohen Erfolgswahrscheinlichkeit (tendiert gegen 100%) oder einer extrem schweren Aufgabe mit sehr geringer Erfolgswahrscheinlichkeit. (tendierte gegen 0%).
Weiterhin können bei der persönlichen Motivlage noch Menschen mit Aufgabenorientierung und Egoorientierung (Rethorst, S., and R. Wehrmann. (1998)) unterschieden werden. Bei Menschen mit Aufgabenorientierung geht es darum eigene Fähigkeiten zu verbessern um Aufgaben besser zu bewältigen. Im Gegensatz dazu möchte eine Person mit Egoorientierung ihre Kompetenzen vor Anderen demonstrieren und sich mit ihnen messen. Deshalb wird diese Orientierung im Sport auch oft als Wettkampforientierung bezeichnet.
Wichtig ist nun noch zu unterscheiden zwischen Menschen die Independent oder Interdependent in ihrer Persönlichkeitsstruktur sind. Independente Menschen sehen sich sehr stark als unabhängig, autonom und verschieden von Anderen. bei Interdependenten ist die Persönlichkeitsstrukturierung stärker abhängig von sozialem Kontext. Ihre Beziehung zu anderen Menschen ist wichtig für ihre Selbstdefinition (Markus u. Kitayama, 1991). Es wird angenommen, dass Indepedente eine stärkere Verbindung zum Leistungsmotiv haben, da ihr Drang sich von anderen abzugrenzen, stark mit dem Wettkampf- und Leistungsgedanken zusammenhängen.
Wir haben also viele verschiede Persönlichkeitsmuster, die alle Einfluss auf unser Verhalten und unsere Motivation im Sport haben. Jeder hat seinen eigenen Schweinehund. Habe ich Angst vor Misserfolg kreisen meine Gedanken vielleicht vor dem Fitnessstudio darum die Hantelscheibe nicht hochheben zu können. Und bin ich dann auch noch stark interdependent in meiner Persönlichkeit habe ich dann auch noch Angst davor dass mich alle dabei sehen.
Wie finde ich die richtige Motivation?

Wenn ich dieses Wissen habe fange ich damit an bei meinen Kunden nach der Motivlage zu forschen und den richtigen Weg finden sie zu motivieren. Im Personaltrainingbezug finde ich oft Menschen die eher Angst vor Misserfolg haben. Sie wenden sich an einen Trainer, da sie ihre eigenen Fähigkeiten als nicht ausreichend erachten oder Fehler vermeiden wollen. Sie haben oft zu schwere Aufgaben gewählt und sind dort an ihre Grenzen gestoßen und suchen nun bei mir Hilfe. Auch spielt hier eher eine Aufgabenorientierung eine Rolle. Die Wettkampforientierung spielt bei meinen Kunden selten eine Rolle. Wichtig ist nun spezifisch nachzuforschen und zu erfahren welche Misserfolgserfahrungen diese Kunden gemacht haben und welche Befürchtungen sie davon abhalten effektiv und realistisch in ihrer Zielgestaltung zu agieren.
Hier forsche ich mit Gesprächen und habe meinen ganz eigenen Werkzeugkoffer an Fragen mit dabei um zu erfahren welche Motivlage bei meinen Kunden dominiert.
If psychology teaches us anything, it is that all of us are a mixture of strengths and weaknesses. No one has it all, and no one lacks it all.
– Christopher Peterson
Wie erzeuge ich eine innere Überzeugung?
Nun geht es darum diese Motivlagen, die oft tief in der Persönlichkeit verankert sind, positiv zu verändern. Diese Disposition kann natürlich nicht über Nacht verändert werden aber mein Ziel ist es jetzt durch Anreize von außen eine neue innere Überzeugung zu erzeugen. Es wird davon ausgegangen, dass die Komponente AMF negativ mit der Egoorientierung korreliert. Das bedeutet dass Menschen, die Angst vor Misserfolg haben, schwerer mit persönlichen Erfolgen oder Gewinnorientierung zu motivieren sind. Sie machen den Erfolg an externen Faktoren fest und Misserfolg an intrinsischen Faktoren. Ist der Faktor Hoffnung auf Erfolg (HE) hoch in der eigenen Persönlichkeit ist es leicht sich mit dem Erreichen von Zielen immer wieder neu zu motivieren. Eine Persönlichkeit mit HE führt diesen Erfolg auf eigene Fähigkeiten und Misserfolg auf externe Faktoren zurück.
Das heißt für uns, dass das Motiv Hoffnung auf Erfolg ein Grundstein für den sportlichen Erfolg meiner Kunden hat. Weiterhin wollen wir versuchen, dass mein Kunde eine Independente Persönlichkeitsstruktur verinnerlicht. Er muss unabhängig von den Wertungen und Bewertungen Anderer werden. Er soll Erfolg auf eigene Fähigkeiten zurückführen können und Risiken in Zusammenhang mit Misserfolg realistisch bewerten können.
Wie kann ich nun daran arbeiten dieses Motiv zu erzeugen für meine Kunden? Grundlegend kann gesagt werde, dass Motivationsprozesse als Person-Situation-Interaktionen verstanden werden können, weil Situationen Anregungsbedingungen zur Erreichung eines bestimmten Zieles enthalten (Magnusson & Endler, 1977). So kann beispielsweise durch einen Wettbewerb das Leistungsmotiv oder durch eine bedrohliche Situation das Anschlussmotiv einer Person angesprochen werden.
Nun muss ich die richtige Wahl finden um für den jeweiligen Kunden ein Setting zu finden, dass seine Motive anspricht, seine Persönlichkeitsstruktur und sein Selbstbild abbildet. Versuche ich jemanden, der stark interdependent ist und bei dem AMF dominiert in eine Wettkampfsituation zu bringen werde ich hier schnell eine innere Reaktanz auslösen, die negativ mit sportlichem Erfolg korreliert.
Also versuche ich Situationen und Settings zu erzeugen, die auf der einen Seite mit der Persönlichkeitsstruktur des Kunden funktionieren und auf der anderen Seite die Merkmale bei ihm zu fördern die mit langanhaltendem Erfolg im Sport zusammenhängen. Er muss selbstbestimmt, überzeugt von seinen eigenen Fähigkeiten und im Zusammenhang mit Gesundheit aufgabenorientiert werden.
Blick in den Werkzeugkoffer
Welche Methoden wende ich jetzt gezielt an um meine Kunden dazu zu bringen ihren inneren Schweinehund zu besiegen?
Fangen wir mit der Hoffnung an. Um zu fördern, dass der Kunde das Merkmal HE stärker ausbildet ist vor allem Hilfestellung bei der Zielsetzung sehr wichtig. Viele Kunden, die Angst vor Misserfolg haben wählen entweder zu schwere oder zu leichte Ziele. Vor allem beim Thema Gewichtsabnahme können viele Faktoren dazu führen, dass unrealistische Ziele angepeilt werden. Werden diese Ziele nicht erreicht tritt schnell Ernüchterung ein. Da die Kunden mit AME ihren Misserfolg auf eigene Fähigkeiten und Attribute zurückführen kommt oft das Argument: „Das funktioniert bei mir nicht“. Dass es an der falschen Wahl der Methode oder am Einsatz der Methode und der äußeren Umstände liegt ist hier nicht im Fokus. Der Fokus liegt dann auf eigenem Versagen.
Hier greife ich als Coach gezielt ein und verdeutliche dem Kunden, dass Abnehmen bei jedem Mensch möglich ist und dass generelle Prinzipien bei allen Menschen greifen und die individuellen körperlichen Voraussetzungen nicht generell am Abnehmen hindern sondern nur verschiedene Maßnahmen erfordern.
Wir haben auch festgestellt, dass der Kunde interdependenter werden muss für nachhaltigen Erfolg im Sport und im Abnehmen. Er darf seinen persönlichen Erfolg nicht an der Reaktion oder der Bestätigung Anderer festmachen. Wenn mein Umfeld nicht unterstützend reagiert auf meine Anstrengungen meine sportlichen Fähigkeiten zu verbessern oder an Gewicht zu verlieren führt das schnell zu einer demotivierenden Rückkopplung. Daher arbeite ich immer mit meinen Kunden daran ihr Selbstbild positiv zu stärken und in Gesprächen die Unabhängigkeit ihres persönlichen Erfolgs vom sozialen Umfeld in den Vordergrund zu stellen. Dies ist oft harte Arbeit, da vor allem der Prozess des Abnehmens mit Reaktionen des Umfelds zu tun hat. Im besten Fall schafft man sogar das Umfeld einzubinden in die Bemühungen und kann somit enorme Erfolge erzielen.
Als Letztes ist es sehr wichtig Erfolge hervorzuheben und die Bedingungen für Erfolg zu verdeutlichen. Hier weise ich immer darauf hin, dass diese Erfolge kein Zufall sind oder ein Produkt glücklicher, äußerer Umstände, sondern auf Grund eigener Anstrengungen und individueller Verbesserung eingetreten ist. Die eigenen Anstrengungen haben zum Erfolg geführt und dies ist kein Zufall. Hier muss eine positive Rückkopplung als Selbsterfahrung herbeigeführt werden um die Hoffnung auf Erfolg zu stärken. Je öfter der Kunde diese positive Erfahrung gemacht hat, desto hungriger wird er auf weitere Erfolge.
Schweinehund überwunden?
Motivation im Sport hängt also von vielen Faktoren ab und ist den unterschiedlichen Motivlagen geschuldet, die oft tief in der Persönlichkeit verankert sind. Die Form der Motivation und die Methoden sollten mit Bedacht gewählt werden um eine langanhalte Veränderung herbeizuführen und Reaktanz, also Ablehnung, des Kunden zu verhindern.
So individuell wie meine Kunden sollte auch meine Beratung sein. Eine positive Veränderung auf Persönlichkeitsebene geht nicht über Nacht und nur eine nachhaltige Beratung mit individuellem Ansatz kann hier erfolgreich sein. Je besser ich meine Kunden kenne, desto zielführender kann meine Beratung und Motivation sein.
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